Manipulation von Gedächtnis und Erinnerung

Forscher haben herausgefunden, wie einfach es ist, die Erinnerung eines Lebewesens zu manipulieren. Welche Auswirkungen hat das auf unser Leben?

Forscher des Massachusetts Institute of Technology haben erstmals an Mäusen bewiesen, dass es möglich ist, die Erinnerung eines Lebewesens zu manipulieren. Die Tiere werden normalerweise in einem Käfig gehalten, der spezifische Merkmale, wie Form und Farbe, hat. Um ihre Erinnerung an ihren gewohnten, blauen Käfig zu markieren, wurden diese bestimmten Gehirnzellen mit einem speziellen Licht so konditioniert, dass sie mit diesem Licht aktiviert werden konnten. Die Mäuse wurden in einen roten Käfig umgesetzt und bekamen dort leichte Elektroschocks, während mit Hilfe des Lichts ihre Erinnerung an den blauen Käfig wachgerufen wurde. Als die Tiere dann in den blauen Käfig zurückgesetzt wurden, zeigten sie Angst und das obwohl ihnen in diesen Käfigen nie etwas widerfahren war. Die Erinnerung der Mäuse an ihren Käfig scheint auf diese Art und Weise manipuliert worden zu sein.

Total Recall

Der Gedanke erinnert mich an den Film „Total Recall“, in dem ein Unternehmen Erinnerungen einpflanzt, sozusagen als „Kick“ für den Otto-Normal-Bürger. Wer meint, ein langweiliges Leben zu haben, der kann sich jegliche gewünschte Erinnerung einpflanzen und sein Leben damit aufpeppen lassen. Aus dem Bürohengst, der am Wochenende Picknicks mit der Familie macht oder eine Runde Golf spielen geht, wird im Handumdrehen ein Geheimagent mit Sondermission. 

Die Tatsache, dass unsere Erinnerung an die Vergangenheit tatsächlich ein Konstrukt der Gegenwart unseres eigenen Gehirns ist, kann schon etwas unbehaglich sein. Wir erinnern uns an etwas und denken, es war haargenau so, wie es uns vor Augen ist. Tatsächlich ist es gut möglich, dass unsere Sicht der Dinge meilenweit von der Realität entfernt ist. Wie oft schon waren wir uns absolut sicher, haben uns mit einem anderen Menschen gestritten, auf unser Recht bestanden – und dann stellte sich am Ende heraus, dass es doch ganz anders war.

Leben im Hier und Jetzt

Vor diesem Hintergrund scheint es angebracht, weniger aus der Vergangenheit zu leben, sondern mehr aus dem, was im Hier und Jetzt passiert. Der aktuelle Moment ist der wichtigste, denn diesen können wir beeinflussen und aktiv erleben. Wer in der Vergangenheit lebt, aus welchem Grund auch immer, wird für sein Leben keine Zufriedenheit finden können.

Unsere Vergangenheit gibt uns auf der anderen Seite eine trügerische Sicherheit, denn sie ist ja bereits abgelaufen, kann nicht mehr verändert werden und wird dadurch als statisch erlebt. Und statische Dinge verleihen ein gewisses Maß an Sicherheit, selbst wenn die Erinnerung nicht sehr schön ist. 

Besser als die Krücke der Vergangenheit ist es allerdings, einen Freund zu haben, der Sicherheit geben kann. Menschen können das allerdings nur so lange, wie sie selbst stabil stehen. Die ultimative Sicherheit werden wir wohl nur beim Schöpfer des Lebens finden. Er sagt von sich selbst in seinem Wort, dass er sich nicht ändert. Er war gestern derselbe wie heute und das wird er auch morgen noch sein.

Wenn du dir bezüglich deiner Vergangenheit jetzt nicht mehr ganz so sicher bist, die Zukunft eher ungewiss ist (wie bei den meisten von uns übrigens) und deine Gegenwart etwas Hilfe gebrauchen kann, dann verlass dich doch auf seine Beständigkeit.

Quelle: Süddeutsche.de

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