Das Hamsterrad als Karriereleiter

Karrierestufen
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Mary, did you know … that the Dishes don’t wash themselves? 

Was unterscheidet einen Ersti von einem Studenten, der kurz vor seinem Abschluss steht? Mh, ich schätze, in meinem Fall war es so, dass ich am Anfang ziemlich sorglos in das Studium hinein gelebt habe, als ich ungefähr wusste, wie der Hase läuft. In dieser Woche haben die Erstis an meiner Uni wieder jede Menge Party und Spaß mitgenommen, ich kann ihnen das nicht wirklich übel nehmen. 

Ich fühle mich aber irgendwie auch etwas alt, wenn ich merke, dass ich Studium, Job und Karriere immer mehr Wichtigkeit zugemessen habe, je mehr Semester es wurden. Die Unerfahrenheit der ersten Semester war spannend und spaßig. Mit den Jahren habe ich freiwillige Aufgaben übernommen und berufliche Aufträge bekommen – beides hat Zeit und Elan gekostet. Ich möchte damit nicht sagen, dass es schlecht ist, gut zu arbeiten. 

Aber seit ich diese Woche in einem Blog den Satz „Das Hamsterrad kann von innen betrachtet wie eine Karriereleiter aussehen.“ gelesen habe, hat er mich immer wieder heimgesucht und ich hinterfrage meine Motive hinter der ganzen Geschäftigkeit. Ich drehe mich, ständig, um die Dinge, die zu tun sind. Ein paar freie Tage sind Balsam für die Seele, aber auch irgendwie eine Tortur, weil ich es nicht gewöhnt bin, mal etwas nicht wirklich ‚Sinnvolles‘ zu tun. 

Da muss ich unweigerlich an den Satz denken, den Jesus zu Martha gesagt hat, als er bei ihr und ihrer Schwester Maria zu Besuch war: „Nur eines aber ist wirklich wichtig und gut! Maria hat sich für dieses eine entschieden, und das kann ihr niemand mehr nehmen.“ (Lukas 10, 42) Maria hat sich zu Jesus gesetzt und er hat ihr jede Menge erzählt. Ja, eine Frau kann scheinbar auch gebannt zuhören, ohne zu quatschen – wenn da der Sohn Gottes vor ihr sitzt. Martha dagegen hat sich darum gekümmert, dass der Haushalt rund läuft. Was soll ich sagen. 

Karriere wie Maria oder Martha?

Ich bin wohl die geborene Martha. Wenn man sich mal deutsche Klischees anschaut, dann sind da Planen und Organisieren (Bürokratie!) ganz weit oben. Ich bin gerne zielstrebig und zuverlässig. Wenn ich von einer Sache überzeugt bin, mach ich dafür auch mal etwas mehr als nötig. Die Frage ist nur: Wie lang hält so was an? Eine YouTuberin hat neulich in einem ihrer Videos gemeint, dass man so etwas nicht könnte, wenn man nichts zurückbekommt. Burnout ahoi und so. 

Ich verstehe das, weil ich auch schon manchmal gedacht habe, dass dieses ständige Auf-Abruf-Da-Sein einen Standard erhebt, der mir irgendwann auch das Genick brechen kann. Man muss klar seine Meinung, auch diesbezüglich, vertreten. Das ist ein gutes Recht eines Menschen. Dieses Zurückbekommen hat für mich aber auch einen Haken. Es hat nicht jeder, dem ich helfe, die Möglichkeit, mir etwas zurückzugeben. Jegliche Form von Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft ohne Hintergedanken wird hier ja von vornherein angeknackst. 

In der Bibel ist gerade die selbstlose Liebe, die Agape, die Liebe, mit der wir Gottes Wesen am besten widerspiegeln können. So eine Liebe gibt. Ich kann mir ganz viel Anerkennung von meinem Chef erhoffen (siehe diese Werbung: https://www.youtube.com/watch?v=4y6npuKXonE), von meinen ehrenamtlichen Mitarbeitern, von den Menschen, die mir nicht mehr zurückgeben können als ein Dankeschön oder ein Lob. Aber das kann doch kein gesunder Ausgangszustand sein, wenn ich mit einem leeren Tank losfahre, in der Hoffnung, dass er gefüllt wird und in der Sicherheit, dass ich bei fehlender Füllung aussteige und nicht weiter in die richtige Richtung fahre. 

Wie bei allem ist der Blick auf die Ewigkeit hier ein weiser Ratgeber. Vergänglichkeit, Sinnlosigkeit. So etwas sehe ich jeden Tag und ich versuche gar nicht immer dagegen anzukämpfen. Der schale Geschmack, der bleibt, ist für mich dennoch Grund genug, mir Gottes Design für den Menschen anzusehen. Gott ist kein ausbeuterischer Gott. Er hasst Ungerechtigkeit. Er liebt Aufrichtigkeit, auch gegenüber unseren eigenen Grenzen. Gott gibt uns Bestätigung für die Dinge, die wir aus Liebe für ihn ganz persönlich tun – weil wir auch ganz persönlich von ihm ausgesucht sind, für diese Aufgaben, für diesen Ort, für diese Zeit. 

Gott betont an vielen Stellen der Bibel, dass ihm der Sabbat – der Ruhetag – und sein göttlicher Frieden für den Menschen enorm wichtig ist (z.B. vgl. Jesaja 56,4-8). Gleichzeitig wird der faule Mensch mit seiner eigenen Dummheit aufgezogen, er solle sich die Ameisen ansehen und von ihnen lernen (vgl. Sprüche 6,6). Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein lebenslanges Lernen ist, darin zu wachsen. 

Wir lernen so vieles und das am besten, wenn wir es üben, auch das Denken. Und während ich zur Zeit mal wieder ein Fitnessprogramm durchgehe, möchte ich auch darauf achten, dass ich mein Herz und mein Leben in diesen Sachen fit halte und mich aus dem Hamsterrad zu springen traue. Wie geht es dir so damit?

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