Meine Scherbenhaufen

Foto: Hans Braxmeier, CC0 Public Domain, Pixabay
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Mein Jahr hat ganz motiviert angefangen. Ich möchte in diesem Jahr heiraten und bis dahin noch ordentlich trainieren. Ich muss sagen, dass mein Vorhaben, wie in einigen Jahren zuvor, im Januar bisher echt gut umsetzbar gewesen ist.

Wenn man so übermotiviert ist, kann es schnell mal passieren, dass man es übertreibt. Ich habe zum Beispiel zwischendurch am Tag öfter mal Lust auf ein paar Übungen und denke mir dann, dass ich die Aufwärmung doch weglassen kann. Das Ergebnis merke ich, wenn ich am nächsten Morgen mit Schulterschmerzen aufwache.

Die Grenzen des menschlichen Körpers sind nur ein Teil der Dinge, die mich daran erinnern, dass ich nur ein Mensch bin, nur ein Geschöpf, nur aus Staub gemacht und mit Gottes Atem versehen. Ich habe in meinem Leben schon eine stolze Anzahl an Tassen und sonstigem Geschirr fallen lassen bzw. in meiner kleinen Wohnung ungünstig abgestellt, sodass sie sich verselbstständigt haben. Anfangs war es für mich unglaublich ärgerlich. Wie kann ich nur so dumm sein, wieso passiert das gerade mir und so weiter. Früher habe ich wahrscheinlich versucht, mich vor meiner Familie zu rechtfertigen, dass ich an dem Missgeschick nicht wirklich selbst Schuld war.

Wenn man niemanden hat, vor dem man sich rechtfertigen muss, muss man selbst mit der Situation zurechtkommen. Da liegt das gesamte Zimmer voller Scherben und der Kopf muss kühl bleiben. Inzwischen habe ich mir so viel Ruhe angeeignet, dass ich mich nicht mal mehr großartig darüber aufrege, sondern einfach das Kehrblech hole und so strategisch schlau wie möglich versuche, jede Scherbe zu erwischen. Dann kommt alles in den Müll und fertig.

Solche Momente sind natürlich trotzdem nicht toll. Aber ich habe mit der Häufigkeit dieser Erlebnisse gelernt, dass ich mich nicht rausreden kann, wenn ich etwas Dummes angestellt habe. In vielen Lebensbereichen muss ich Verantwortung übernehmen, ob ich will oder nicht. Es ändert sich nichts, wenn ich die Schuld auf andere oder auf die Umstände schiebe. Die Scherben fegen sich nicht selbst auf, wenn ich meiner kleinen Küche die Schuld gebe.

Und so, denke ich, kann jeder von uns seinen Charakter schulen lassen, indem er unangenehme Situationen nutzt, um darin zu lernen und Persönlichkeitsmerkmale wie Ungeduld oder Faulheit in Gutes umwandeln zu lassen. Frei nach 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber stehen mit unverhülltem Gesicht vor Gott und spiegeln seine Herrlichkeit wider. Der Herr verändert uns durch seinen Geist, damit wir ihm immer ähnlicher werden und immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen.“ Warum sollte Gott nicht unsere Schwächen, unseren Alltag dafür benutzen?

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