In der letzten Ausgabe des „National Geographic“ war ein sehr interessanter Artikel über Sprache. Genauer gesagt über Sprachen, die gerade dabei sind auszusterben. Viele dieser Sprachen haben nur noch weniger als fünfzig Muttersprachler, einige wenige befinden sich sogar nur noch im Gedächtnis einer einzigen Person. Global gesehen stirbt alle zwei Wochen eine Sprache unwiederbringlich aus. Es ist nicht in allen Fällen so, dass die sprechende Bevölkerung dort wegstirbt, sondern viel öfter übernimmt die junge Generation eine andere, größere, weit verbreitetere Sprache wie Spanisch, Englisch, Hindi, etc. Auf den ersten laienhaften Blick hört sich das ja gar nicht allzu schlimm an. Was ist schon eine Sprache mehr oder weniger? Doch mit der Sprache geht nicht nur eine ausgefeilte Ansammlung von Buchstaben und Grammatiken. Es geht auch Kultur, Weltanschauung, eine Art zu denken und zu leben. Die Interviews mit den letzten Überlebenden einer Sprache machen deutlich, dass die Sprache den Sprecher prägt. Ein einziges Wort in einer Sprache kann eine ganze Art zu Leben ausdrücken. Es gibt Sprachen, die so friedlich und weich sind, dass es fast unmöglich ist, auf ihrer Grundlage einen Krieg zu beginnen. Andere Sprachen wiederum sind hart und haben erheblich größeres Aggressionspotential. Die Sprache, die wir sprechen, beeinflusst uns als ganzen Menschen. Wir kennen das doch selbst hier im deutschsprachigen Raum, wie unterschiedlich die Sprachen und ihre zugehörigen Mentalitäten sind, oder?
Sprache zeichnet uns aus
Auch in der Bibel finden wir dieses Prinzip wieder. Von Petrus, der kurz vor dem Tod von Jesus geleugnet hat, diesen zu kennen, erfahren wir in dem selben Bericht, dass ihn seine Sprache verraten hat. Anhand der Art und Weise wie er redete, stellten die Menschen um ihn herum fest, dass er wohl auch etwas mit diesem Jesus zu tun haben musste.
Auch im Jakobusbrief geht der Schreiber auf dieses Problem ein:
„Wir alle sind in vieler Hinsicht fehlerhafte Menschen. Wer nie ein verkehrtes Wort redet, ist ein vollkommener Mensch; er ist fähig, auch seinen ganzen Leib im Zaum zu halten. Wir legen den Pferden das Zaumzeug ins Maul, damit sie uns gehorchen; so lenken wir das ganze Tier. Oder denkt an ein Schiff: Es ist groß und wird von starken Winden getrieben; trotzdem wird es mit einem winzigen Ruder gesteuert, wohin der Steuermann es haben will. Ebenso ist es mit der Zunge: Sie ist nur klein und bringt doch gewaltige Dinge fertig.“ (Jakobus 3:2–5)
Die Sprachwissenschaft bestätigt es. Unsere eigene Erfahrung sagt uns, dass es so ist. Gott selbst weiß um diese Sache.
Wie wäre es, wenn wir uns dieses Prinzip zu nutzen machen, und ein kleines Experiment starten? Beobachte mal deine Sprache einen Tag lang und versuche die Gefühle zu erspüren, die sie auslöst. Deine Handlungen. Deine Art zu denken, zu leben. Vielleicht gibt es Wörter, die du ändern möchtest. Das machst du dann am nächsten Tag. Mal sehen, was dabei raus kommt.