Heute gibt es wieder einmal einen Gastbeitrag. Vielen Dank an dich, Sandra!
Es ist Gottesdienst, die Gemeinde kniet zum Gebet. Da kommt ein junger Mann mit grünen, hochtoupierten Haaren, Piercings in Nase, Ohren und Mund, schwarzer nietenbesetzter Lederjacke, Tattoos auf den Händen, zerrissener Hose, die mit schweren Ketten und Sicherheitsnadeln versehen ist und kaputten Leinenschuhen mit bunten Schnürsenkeln und geht ganz leise und andächtig zum Podium und kniet sich betend zu den Gemeindegliedern. Die Frau neben ihn, hübsch gekleidet in einem schicken Kostüm und einem blumigen Parfüm, wird aus ihrem Gebet gerissen, schnuppert an ihrem neu dazu gekommenen Nebenmann und rümpft die Nase. Scheinbar duftet er nicht nach Lavendel oder einem anderen wohlriechenden Duft. Sie stupst ihn leicht an. „Sie wissen schon, wo sie hier sind?“, sie hofft, natürlich mit einem „Nein – keine Ahnung“, doch der junge Mann hebt seine Augen, die er zum Gebet geschlossen hat und nickt nur. Die Frau sprach weiter auf ihn ein. „Ich möchte Sie bitten zu gehen. Dieser Ort ist nichts für so Gestalten wie Sie.“ Traurig und mit hängendem Kopf stand der Punker auf und schlich hinaus.
Nur eine Szene aus dem Musical „Felsenfest“? Wie ist es mit uns? Wie reagieren wir, wenn zum Gottesdienst jemand kommt, dessen Erscheinung uns nicht passt? „All das, was wir von anderen erwarten, all das tut für sie. Behandelt sie so, wie sie euch behandeln sollen“, dieses Lied (Text: Christop Zehender) kann uns und der hübsch gekleideten Frau die Augen öffnen. Wie wollen wir behandelt werden? Sicherlich, dass man freundlich zu uns ist. Auch wir sehen nicht immer aus wie aus dem Ei gepellt. Auch wir haben Tage, wo keiner gerne unsere Gesellschaft sucht. Und dennoch tut es gut, wenn gerade dann, sich jemand zu uns wendet.
Gott ist anders. Er steht uns immer bei. Ganz egal, ob unsere Haare grün oder blond sind, ob wir ein hübsches Kleid anhaben oder eine zerrissene Jeans. Gott lädt uns ein zu sich zu kommen, er ist wie ein Vater zu uns.